Essenz von Heilung

Dr. Adriane Kobusch

Bei Heilung denkt man zunächst an seine Kniearthrose, Migräne oder an Bluthochdruck. Vielleicht auch an seine Depression, Panikattacken oder Schlafstörungen. Heilung kann auf ganz unterschiedlichen Ebenen angestoßen werden: körperlich und psychisch, aber auch geistig und spirituell. Natürlich greifen diese Ebenen ineinander und beeinflussen sich gegenseitig. Jede Form von guter Therapie, die mit einer dieser Ebenen arbeitet, kann sich deshalb auch heilend auf die anderen auswirken. Was aber ist die Essenz, der Kern, das Innerste und Tiefste von Heilung? Die Antwort hängt entscheidend vom Menschenbild ab, das man hat. Das folgende ist meine Antwort:

Menschen sind dyadische Wesen aus Körper und Bewusstsein. Symbolisch ausgedrückt haben sie ihre Wurzeln sowohl tief in der Erde als auch hoch oben im Himmel. 

Als Kinder unserer Zeit und Kultur haben wir gelernt, Körper und Geist zu trennen, und sie als zwei getrennte Teile unserer selbst zu empfinden, selbst wenn uns klar ist, dass sie irgendwie miteinander verwoben sind. Die tiefe Trennung spiegelt sich seit über 200 Jahren wieder in der strikt getrennten Entwicklung von Natur- und Geisteswissenschaften. Universalgelehrte, wie Gottfried Wilhelm Leibniz vor 300 Jahren , gibt es nicht mehr. Auch unsere Medizin trennt sich folgerichtig auf in eine Körper- und Psychomedizin, was dieses Trennungsempfinden noch verstärkt. Wie die Interaktion zwischen Körper und Geist genau funktioniert ist trotz eifrigem Forschungsbemühen aus wissenschaftlicher Sicht nach wie vor ein Mysterium.

Die Essenz von Heilung geschieht letztlich durch die vollständige innere Integration von Körper, Seele und Geist in ein Ganzes – eben ein heil werden. Man kommt „ganz“ zu sich, kann sich vollkommen entspannen mit dem was ist. Die jedem Menschen eigene innere Gesundheit kann sich dann entfalten. In der christlichen Mystik nennt man das Gotteserfahrung, im Buddhismus die Natur des Geistes erfahren.

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„Zwei Seelen wohnen ach! in meiner Brust,

Die eine will sich von der anderen trennen;

Die eine hält, in derber Liebeslust,

Sich an die Welt mit klammernden Organen;

die andre hebt gewaltsam sich vom Dunst

zu den Gefilden hoher Ahnen.“

Johann Friedrich Goethe im Faust

 

 

Buddha, Jesus, Mohammed oder Lao Zi – alle Weisheitslehrer, egal welcher Kultur und Tradition, weisen uns Wege zu dieser tiefen Heilung. Wir sollten sie gehen!