Spiritualität und Mystik

Möge mein Geist sich der Wahrheit zuwenden

möge die Wahrheit zum Erkenntnisweg werden

möge der Weg meine Verwirrungen auflösen und

mögen meine Verwirrungen sich in Weisheit wandeln

Die vier Dharmas von Gampopa, der große Arzt von Dagpo, 1079- 1153

Wald im Sonnenlicht

Wenn sich eine Buddhistin und eine Christin treffen, fragt die eine die andere: „Woran glaubst du?“ und die andere fragt: „Was übst du?“ Sie könnte auch fragen: „Was erfährst du?“

Aus guten Gründen hat die traditionelle Kirche ihre Rolle, uns spirituelle  Orientierung zu geben weitgehend eingebüßt. Zurück bleibt aber ein Vakuum in dem sich der geistlose Materialismus mit seinem leeren Konsumwahn ungehindert hat breit machen können.

Seit einigen Jahren finden spirituell Suchende Erkenntnisse in östlichen Traditionen, wie dem Buddhismus oder Hinduismus. Diese bieten einen Übungsweg für spirituelle Erfahrung an, den man in den traditionellen Kirchen oft vermisst.

Denn Spiritualität bedeutet sicher nicht, an Dogmen zu glauben oder bestimmte Praktiken auszuführen. Es geht vielmehr vor allem um innere Haltung und Transformation. Und es bedeutet, das Denken, Fühlen und Handeln auf eine Wirklichkeit auszurichten, die weit über das eigene Ich hinausgeht.

Authentische Spiritualität lebt von direkter unmittelbarer Erfahrung. Diesen Erfahrungsweg, der nicht auf der Wahrnehmung der Außenwelt, sondern der Innenwelt beruht, nennt man Mystik. Er ist uns allen zugänglich, wenn auch in unterschiedlicher Tiefe und Vollständigkeit. Mystische Erfahrung bewirkt innere Transformation.

William James, der Begründer der Psychologie in Amerika, konnte zeigen, dass die Essenz mystisch-religiöser Erfahrung immer wieder ganz ähnlich beschrieben worden sind – unabhängig von Zeit und Kultur. Es gibt eben im Prinzip nur eine erfahrbare Wahrheit, auch wenn sich Sprachen und Vergleiche unterscheiden .

Mir geht es in meinen Kursen vor allem um die Ermöglichung von authentischer spiritueller Erfahrung.

„Mystiker sind die Boten des interspirituellen Zeitalters, in welchem die gesamte Weisheit der Menschen gesammelt und miteinander geteilt wird wie eine gemeinsame Tradition.“

Wayne Teasdale (1945-2004), katholischer Mönch